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Jugendgästehaus in Vlasenica

Vom 18. Juli bis 8. August 2009 fand in Vlasenica in der Nähe von Sarajevo in Bosnien Herzegowina ein dreiwöchiges internationales Workcamp unter Beteiligung von Jugendlichen und jungen Erwachsenen aus Schleswig-Holstein, Lettland und Bosnien Herzegowina statt.

Landschaft_Vlasenica

In Vlasenica wurde der Umbau einer alten Schule in ein Jugendgästehaus unterstützt und eine Schilfbeetkläranlage angelegt.

Dank der Kontakte des Vereins Sonne für Reinbek w.V. zur Wirtschaft, konnte eine komplette Photovoltaikanlage beigesteuert und auf dem Dach dieses Jugendgästehauses im Rahmen des Workcamps errichtet werden. Die einzelnen Bauteile wurden von den jeweils herstellenden Firmen gespendet.

Die im Workcamp geplanten Arbeiten konnten weitgehend fertig gestellt werden. Die Aufbauhilfe für das Jugendgästehaus gliederte sich in drei Bereiche:

  • den Innenausbau,
  • die Montage einer Photovoltaikanlage und
  • der Bau einer Schilfbeetkläranlage.

Im Innenbereich des alten Schulgebäudes wurden Trockenbauwände eingesetzt und Malerarbeiten durchgeführt. Während das Innere des Gebäudes schon ganz passabel aussieht, stehen an der Gebäudehülle und im Außenbereich noch jede Menge Arbeiten an.

Insgesamt wurden 8 Polykristalline Silizium-Photovoltaikmodule mit 160 Watt Maximalleistung der Firma Sharp installiert.

Dachanlage-in-Vlasenica

Die Montage der Photovoltaikanlage
forderte den Jugendlichen eine Vielseitigkeit und Eigenständigkeit ab. Zunächst wurden die Gerte und die Anzeigetafel an den Wänden aufgehängt und die Module auf dem Dach befestigt. Für die Verlegung der Kabel waren Wanddurchbrüche und die Verlegung von Kabelkanälen erforderlich. Die Aufsicht hatte ein mitgereister Solarmonteur, der darauf achtete, dass immer spannungsfrei gearbeitet wurde. Ein digitaler Einspeisezähler konnte nur mit Verspätung vom örtlichen Elektriker geliefert werden. Dies versetzte alle Beteiligten in großes Staunen über das Improvisationstalent örtlicher Handwerker, denn die Photovoltaikanlage wurde provisorisch kurzerhand an den häuslichen Stromzähler mit angeschlossen, der darauf hin rückwärts lief wegen des von der Solaranlage eingespeisten Stromes.

Aber auch die Ingenieure des örtlichen Elektrizitätswerkes staunten, denn sie hatten eine Photovoltaikanlage noch nie gesehen und kannten diese Technik der Stromerzeugung noch nicht. Sie ließen sich alle Details der Anlage genau erklären und waren erst zufrieden, als der Solarmonteur mit dem Herausdrehen der Sicherung demonstrierte, dass der Wechselrichter abschaltet und keinen Solarstrom mehr in das Stromnetz einspeist, wenn im Stromnetz der Strom abgeschaltet ist. Die Ingenieure befürchteten nämlich, dass sie nicht mehr am örtlichen Stromnetz arbeiten könnten, wenn die Photovoltaikanlage das Stromnetz trotz Hauptabschaltung weiter unter Strom setzt.

Wasserkocher2

Die Ingenieure des örtlichen Elektrizitätswerkes in Vlasenica waren überrascht, als das Wasser für den Nachmittagskaffee bauseits das erste Mal in einem Wasserkocher mit Strom aus Sonnenlicht erhitzt wurde.

Zur Einweihung
gab es eine Berichterstattung in lokalen Radiosendern und dem staatlichen Fernsehen. Der TV-Beitrag kann unter dem Link
http://rtrs.tv/av/player.php?id=2547&x=1 angesehen werden.
Nach dem Filmstart beginnt bei 11 Minuten und 45 Sekunden die Berichterstattung über das internationale Workcamp, zunächst über den Umbau der alten Schule zu einem Jugendgästehaus, dann über die Anlage der Schilfbeetkläranlage und schließlich über die Montage der Photovoltaikanlage. 

Für die Teilnehmerinnen und Teilnehmer des Workcamps,
sozial ausgegrenzte, arbeitslose junge Menschen, war die Beteiligung an diesem Arbeitseinsatz teilweise die erste Auslandsreise in ihrem Leben. Die Jugendlichen waren angetan von der in Bosnien Herzegowina erfahrenen Gastfreundschaft unter Lebensbedingungen weit unter hiesigem Hartz-IV-Niveau, das zu einigem Nachdenken über die eigene Lebenssituation führte. Bedingt durch die Kurzfristigkeit in der Auswahl der schleswig-holsteinischen Teilnehmerinnen und Teilnehmer konnten erforderliche Fremdsprachenkenntnisse nicht hinreichend berücksichtigt werden, so dass sehr viel immer übersetzt werden musste, sofern man sich nicht mit Händen und Gebärden verständlich machen konnte. Dieser Problempunkt wird bei den nachfolgenden Workcamps in Deutschland und Lettland eine stärkere Beachtung finden müssen. Insgesamt wurden handwerkliche Kompetenzen der Jugendlichen trainiert, über die interkulturelle Zusammenarbeit ihre soziale Aufgeschlossenheit erweitert und ihre Bereitschaft zur beruflichen Mobilität gestärkt.

Förderung
Das Workcamp in Vlasenica wurde über das ewoca-Programm von der Stiftung Mercator gefördert. Das internationale Bildungs- und Begegnungswerk e.V. (IBB) in Dortmund war mit der Durchführung beauftragt. Weitere zwei Workcamps in Deutschland (2010) und Lettland (2011) werden unter ähnlichen Bedingungen folgen.

An den Firmenspenden haben sich die folgenden Firmen beteiligt:

  •   SunEnergy Europe GmbH, 20354 Hamburg (Solarmodule)
  •   Leichtmetallbau Schletter GmbH, 83527 Kirchdorf/Haag i. OB (PV-Montagesystem)
  •   SMA Solar-Technology AG, 34266 Niestetal (Wechselrichter)
  •   Meteocontrol GmbH, 86157 Augsburg (Datenlogger)
  •   Schneider Displaytechnik, 33100 Paderborn (Großanzeige)

Den Firmen sei an dieser Stelle ausdrücklich für ihre tatkräftige Mithilfe gedankt, ohne die das internationale Workcamp nicht in diesem Umfang hätte durchgeführt werden können.

Manfred Fischer

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